Mittwoch, 8. Juni 2011

"Welt" zensiert Informationen über Griechenland

Folgende e-Mail wurde zwar vom durchaus bedenklichen Kopp- Verlag veröffentlicht, sie stellt aber sehr gut die Sachlage in Griechenland dar. Und zwar aus Sicht der Zahlmeister, also des Volkes.
Die e-Mail stammt von einem in Griechenland lebenden Deutschen. Der wesentliche Inhalt dieser e-Mail war ursprünglich als Kommentar auf einen Artikel der "Welt" veröffentlicht worden. Dieser Kommentar und Nachfolgekommentare wurden laut Kopp- Verlag von den Zensoren der "Welt" entfernt, da sie offensichtlich nicht in das Propagandabild dieses Industriemediums passen.
Nun können die "Welt"- Zensoren in ihrem Forum löschen, was sie wollen. Sie haben das "Hausrecht", doch ist es interessant zu wissen, was und weshalb zensiert wurde. Weder hat der zensierte (gelöschte) Kommentar gegen die "Netzetikette" verstoßen, noch enthielt er einen strafrechtlich bedenklichen Inhalt.
Was führte also zur Zensur? Eindeutig der Informationsgehalt des betreffenden Kommentars.
Doch lesen sie selbst, vor welchen Informationen die Zensoren der "Welt" Angst haben. Es lohnt sich. Es lohnt sich auch, den Informationsgehalt des Kommentars mit der Berichterstattung der Industrie- und Staatsmedien zu vergleichen. Denn so erfahren sie, was sie aus deren Sicht nicht erfahren sollen.
Und das ist harmlos, doch schon zu gefährlich für die Leserschaft.
Hier der Kommentar (e-Mail):
Moin Udo,
gestern abend habe ich mal etwas Untypisches getan und in einem Forum gepostet. Da ich ständig eines betreue, habe ich dazu eigentlich keine Lust. Aber diese Überschrift:
»Griechenland ist wie ein ungezogenes Balg«
reizte mich übermaximal.* Daraufhin stellte ich diesen Text ein:
Griechenland ist vor allem ein Feigenblatt, um die massive Steuersubvention der deutschen und französischen Banken zulasten der Steuerzahler zu kaschieren.
Und leider ziehen die meisten Medien in Deutschland mit. Um es kurz zusammenzufassen:
Die Banken verliehen mit staatlichen Garantien (also auf Kosten der Steuerzahler) Gelder an ein Land, das sich diese Kredite eigentlich überhaupt nicht leisten konnte. Probieren Sie Vergleichbares mal bei der Bank – sie werden kein Geld bekommen. 
Griechenland bekam auch den Euro. Von einem Tag auf den nächsten kostete z. B. die Limo im Restaurant statt umgerechnet zu Drachmezeiten 40 Cent mindestens zwei Euro. Die Gehälter der Griechen wurden aber exakt umgestellt, also fand faktisch ein massiver Kaufkraftschwund statt.
 Wer von den Normalbürgern privaten Konsum hatte, bekam den jetzt durch Kredite. Für diese musste man gar nicht erst zur Bank betteln gehen: Die wurden den Leuten am Telefon aggressiv aufgeschwatzt.
Und was passierte mit den Staatskrediten? Mit denen wurden vor allem Straßen, Flughäfen und Hafenanlagen gebaut, u. a. sehr gern von deutschen und französischen Konzernen. Die staatlich garantierten Kredite flossen also abzüglich einiger lokaler Löhne und Bestechungsgelder weitgehend in die Taschen der deutschen und französischen Konzerne zurück. Und nun müssen die Kredite der Banken gerettet werden, wieder mal auf Kosten der Steuerzahler, nicht auf die der Konzerne.
Tja, und die Bürger, die laut Bild eine Party nach der nächsten und Fettleber haben? Ausreißer im Lohnniveau gibt es in in Gr wie in D – aber hier wurden die Gehälter im öffentlichen Dienst mal eben um 30 Prozent gekürzt. Gleichzeitig wurden direkte und indirekte Steuern massiv erhöht, der Benzinpreis hat sich in zwei Jahren fast verdoppelt. Lidl ist aber trotzdem rund 15-20 Prozent teurer als in Deutschland, die einheimischen Supermärkte langen oft noch mehr hin. Die Durchschnittsrente liegt bei 600 Euro.
 Ich lebe seit einiger Zeit in Griechenland und bekomme es in der Nachbarschaft direkt mit: Die Banken rufen jetzt wieder an, aber jetzt geht es darum, ob die verschuldeten Normalbürger noch 20 Euro vom Giro bekommen oder nicht. Wer rausfällt durch die täglich irgendwo einschlagenden Jobkündigungen: ein kleines Arbeitslosengeld für sechs Monate, das war's. Hartz IV o. ä. gibt es hier nicht, nur Familie, die evtl. helfen kann.
Die Restaurants haben hier im letzten Winter genau so eines nach dem anderen zugemacht wie die vielen kleinen Läden. Das Land wird nicht in eine Rezession, sondern in eine tiefe Depression gespart.
Wenn dann morgen am Sonntag wie von einigen erwartet eine Million Menschen in Athen auf die Straße gehen, dann entspräche das über acht Prozent der griechischen Bevölkerung. Auf Deutschland umgerechnet wären das 6,4 Millionen der Bürger.
 Die stehen da nicht, weil das Souflaki im Restaurant kalt war. Die können nicht mehr anders.
* übermaximal - Eine Wortschöpfung mit Gänsehauteffekt, die davon zeugt, daß der Schöpfer dieses Wortungetüms keine Vorstellung darüber besitzt, welche Bedeutung das Wort "Maximum" beinhaltet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen